Elisa Ewert

Elisa Ewert

Über die Aufgaben und Funktionen von Kunst wird seit jeher geredet, gestritten und gerätselt. Dementsprechend existiert eine verwirrende Unzahl von komplexen Theorien und Programmen. Doch beruft man sich der Einfachheit halber einmal auf die Worte Paul Cézannes, scheint es nur einen wahren Weg in der Kunst zu geben: die Farbe. Sie – und nur sie – ermöglicht einen direkten Zugang zum eigentlichen Wesen der Malerei. Dieser Ansatz, zugleich ein wesentliches Grundmotiv für die Entwicklung moderner Malerei, erlebt seine fulminante Veranschaulichung im künstlerischen Werk der jungen Malerin Elisa Ewert, die an der Universität der Künste Berlin studierte.

„Rotorange gebrannt“, „Magenta verchromt“ oder „Saftgrün gebrannt“: dies sind einige Titel von kräftig pulsierenden Bildern, mit denen Elisa Ewert den Betrachter unmissverständlich und auf direktem Weg in ihr Painting Universe katapultiert.  In ihm dreht sich alles um Farbe und ihren Eigenwert. In ihm entsteht – gleich einem elementaren Urknall – alles aus Farbe: Komposition, Bildraum, Rhythmik, Dynamik und Atmosphäre.

Durch die Farbe und ihre Bearbeitung lotet Elisa Ewert konsequent die Möglichkeiten ungegenständlicher Malerei aus, dabei teilweise den Spuren des Colour Field Painting folgend. So lässt sie die Farbe in einem prägnanten Prozess des All-over auf einen möglichst neutralen – häufig horizontal am Boden liegenden – Bildgrund fließen, tropfen, strömen. Die Farbe wird geschüttelt, geleert, gesprüht, meist ohne den reglementierenden Eingriff eines bändigenden Pinsels. Sie findet selbstständig – pur – ihren eigenen Weg auf die Leinwand und macht aus dem Bildraum durch die Überlagerung von unzähligen Schichten haptisch erfahrbare Materie.

Elisa Ewert arbeitet mit Farben unterschiedlicher Qualität – z. B. Gouache, Tusche, Öl- oder Sprühfarbe. Gleich einer modernen Alchemistin schichtet sie magere und fette Farben übereinander und provoziert chemische Reaktionen, wie Synthese, Zersetzung etc., womit sie zugleich auch eine Art analytischer Bestandsaufnahme von stofflich erfahrbarer Farbe liefert. Immer wieder greift sie bewusst in den organischen Prozess ein: es wird zerkratzt, gebrannt, geätzt, Aufgetragenes partiell wieder abgerieben. Die Grenzen des Farbmaterials werden gesucht, hinterfragt und stellenweise aufgebrochen. So kommt es zu Brüchen in der Farbmaterie: feinen Rissen, kleine Furchen, aufgeplatzten oder verbrannten Stellen.

Diese Form des Materialzerfalls ist hier ein formales Charakteristikum, das aufgrund seiner Konnotation auch inhaltlich gedeutet werden kann und als ein wesentlicher Aspekt der künstlerischen Aufmerksamkeit zu bewerten ist. Seine Relevanz zeigt sich u. a. auch daran, dass insbesondere die vom Zerfall gezeichneten urbanen Oberflächen eine immanente Inspirationsquelle für das künstlerische Schaffen Elisa Ewerts darstellen.

Wie die Farbe sich immer wieder den Weg über die Begrenzung der Leinwandoberfläche sucht, so setzt auch Elisa Ewert ihre Auseinandersetzung mit Farbmaterialien und ihrer Bearbeitung folgerichtig im Raum mit Installationen, wie „Turtle Tower“ oder „Dunkler Ocker brennt geschmeidig“ fort, inspiriert hier vielleicht auch durch Katharina Grosse, deren Bemalungen ebenfalls weit über die Leinwand hinausgehen und ganze  Innenräume, Fassaden und Straßenzüge umfassen.

Doch, ob nun Leinwand oder Installation, Elisa Ewert gelingt es durchweg, allein durch die Kraft der Farbe und deren Bearbeitung ausdrucksstarke und im besten Sinne des Wortes stimmungsvolle Kompositionen zu schaffen, die auch trotz z. T. wuchtig extremer Farbtöne immer in ein harmonisches Ganzes münden. Endlich wird einmal wieder erlebbar, welche wuchtige Power in Farbe steckt!

Dr. Heike Welzel-Philipp, Kunsthistorikerin

Biografie

Vita

 

1984
Geboren in Berlin

2001-2004
Studium in der Fachklasse für Malerei von Professor Held, UdK Berlin

2009
Auslandssemester Glasgow School of Art

lebt und arbeitet in Berlin

Ausstellungen

(G) Gruppenausstellung

2013                „Berlin Art Special“ Galerie Villa Köppe (G)

2012                „Kaltschale“ Klasse Konrad, Leipzig (G)

2012                „Parasitäre Ausstellung“ Kunsthaus Bethanien

2011                 Klasse Konrad (UdK), Schönholz (G)

2011                „Bomberlin“ Klasse Held (UdK), London (G)

2011                „Neu West-Berlin“ Chaussestraße (G)

2010                „Parasitäre Ausstellung“ UdK Berlin (G)

2009                  Galerie Sadik Uslu, Charlottenburg (E)

2009                „Heldenhaft“, Zürich-Wollishofen, Schweiz (G)

2008                „A120“ BHC, Berlin (G)

2007                  Weinmeisterhaus, Berlin

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