Das zentrale Thema der Kunst von Yotta Kippe ist das Porträt. Oft in Bildzyklen behandelt, zeigen ihre Bildnisse – meist reduziert und changierend – zwischen sich auflösenden oder sich formierenden Strukturen das Gesicht der Künstlerin. Frontal und von eindringlich physischer Präsenz, doch aus undefinierten Räumen heraus, stehen Yotta Kippes Porträts dem Betrachter gegenüber.
Auf den ersten Blick scheinen diese Bilder verrätselt. Dadurch wirken sie zunächst auch weit offen für Interpretationen des Betrachters der vieles in die Motive hineinprojizieren kann. Bei näherem Hinsehen offenbaren sich die Arbeiten der Berlinerin jedoch als ausgeklügelte assoziationsreiche Bildsimulationen. Yotta Kippe spielt mit ihren Arbeiten sowohl auf das Sujet des klassischen Künstlerporträts an – das seinen Gegenüber (den Bildbetrachter) „Auge in Auge“ fragend fixiert und auffordert, sich in ein anderes Leben hinein zu versetzen.
Andererseits setzt sich die Künstlerin aber auch hintergründig mit den fotografischen Strategien der Hochglanzästhetik von Werbe- und Modefotografie auseinander, beispielsweise in dem Yotta Kippe ihr Motiv hochästhetisch auf matt glänzenden Spiegelfolien inszeniert. Aber gerade aus der sich ergebenen Reibung zwischen medialer Werbung und künstlerischer Inszenierung entwickeln ihre Porträts eine ganz eigene Magie und eine nachdrückliche Inhaltlichkeit, die den Oberflächeninszenierungen der Medienwelt konträr gegenüber steht.
Yotta Kippe arbeitet mit minimalen Verschiebungen der Körperpräsenz. Ihre überdimensionalen Porträts wechseln zwischen Hell und Dunkel, changieren zwischen Nähe und Distanz, zwischen Schärfe und Unschärfe. Die Strukturen der Bildnisse scheinen hin und wieder in den unbestimmten Hintergrund ihrer Bilder zu versinken – oder sie entrücken ins Ungewisse oder gar in die Unkenntlichkeit, beispielsweise dann, wenn die Künstlerin sie überzeichnet oder mit Schraffuren überschichtet.
Ob Yotta Kippe ihr „Ich“ verrätselt, ob sie es ikonisiert oder ob uns ein von ihr fotografiertes Antlitz erschreckend desillusionistisch entgegenblickt – immer ist der Blick, den sie auf den Betrachter richtet, von eindringlicher psychischer Präsenz. Selbst ein Porträt, auf dem das Gesicht der Künstlerin kaum mehr erkennbar ist und das äußerst schemenhaft vielleicht nur noch ein Augenpaar zeigt, vermag das zwiespältige Gefühl im Betrachter auszulösen, von dem Bild an der Wand eindringlich fixiert zu werden. Zu diesem zwiespältigen Gefühl trägt die Gewissheit bei, dem Geheimnis der Persönlichkeit hinter der Bildoberfläche nicht einen Schritt näher kommen zu können.
Yotta Kippes Porträts wahren ihr Geheimnis, sie bleiben imaginär und verdichten in ihrer Bildsprache dennoch eine allgemein gültige und zeitlosen Aussage sowie ein eindringliches Psychogramm, das vom Dasein des Menschen, seiner Anonymität und Flüchtigkeit in der Zeit sowie seines Verschwindens ins Nichts handelt. In den Porträtinszenierungen der Künstlerin tut sich ein Raum auf, der nicht zuletzt von Fragwürdigkeit heutiger gesellschaftlicher Realität handelt.
André Lindhorst, August 2017
1971
born in Hamburg
1992 –1998
studies of Visual Arts at UdK Berlin
1994 – 1998
Künstlerförderung des Cusanuswerks, Bonn
1998
Meisterschülerpreis der UdK Berlin
2007/2008
Künstlerförderung der Konrad-Adenauer Stiftung
lives and works in Berlin
Toyama City, Galerie “NOW”,Tokyo, Sa Mocca Foundation
Berlin, Galerie Blickensdorf, Hamburg, Galerie C15, Sammlung Lohman
Osnabrück, Kunsthalle Dominikanerkirche
Bratislava, Goethe Institut, Berlin
“yottak!_04”, Galerie Blickensdorff
Berlin, Villa Oppenheim
Castello (Spain), Canem Galeria
St. Petersburg, National Centre of Photography
Paderborn, BKC
Münster, “Grüne Neune”, Westfälischer Kunstverein
Rom, „Kunsstadt Berlin“, Opera Paese
Lissabon, Culturgest
Lausanne, Musée de l’Elysée
London, Hayward Gallery, “About Face”
Darmstädter Tage der Fotografie
Berlin, Konrad Adenauer Stiftung
Santander, Colleción Norte
Pamplona (Spain), SUM
Bamberg, Diözesan Museum, “Ave Maria”
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