Jan de Beus

Jan de Beus

Triebkräfte der Farben – zu den Gemälden von Jan de Beus

Furios und mit ungebändigter Vitalität kommt sie dem Betrachter entgegen, die Bildwirkung der kraftvoll-expressiven Gemälde des niederländischen Künstlers Jan de Beus. Die Farbmassen sind im wörtlichen Sinn dick aufgetragen. Und der leidenschaftlich bewegte Malduktus lässt Statisches nie zu.

In den 1980er Jahren hatte Jan de Beus in Berlin Kontakt zu den sog. „Neuen Wilden“ und ihren Protagonisten Karl Horst Hödicke, Bernd Zimmer, Helmut Middendorf, Salomé und Rainer Fetting. Die Begegnung mit Berlins „wilder Szene“  und ihrer Maleuphorie mag das spontane, gestische und emotionale Element in der Malerei von Jan de Beus befördert haben. Doch bei aller Wertschätzung und Bewunderung für die Neuen Wilden nimmt der Niederländer in den 1990er Jahren zunehmend Abstand. Er ist kein Malerrebell, der althergebrachte Konventionen brechen will.

Jan de Beus sucht nach einer ganz eigenen Position in der Malerei. Die Basis dieser Malerei ist die Materialität der Farben. Bald charakterisiert seine Art, Farbe dick und schichtenweise aufzutragen, so dass ein atmosphärisch dichter Bildraum entsteht, sein neues Oeuvre. „Besonders über seine eigenwilligen Transformationen von Altmeistervorbildern – beispielsweise Anthonie Waldorp und Jacob Isaacksz van Ruijsdael – gelingt es Jan de Beus, das Landschaftsthema künstlerisch völlig neu zu interpretieren“ (Wendelin Zimmer). De Beus befreit die altmeisterlichen Vorlagen mit frischem spontanen Pinselstrich von idyllischer und romantisch-idealisierender Sichtweise, indem er der Vitalität und Energie der Farben freien Raum lässt.

Was neu entstanden ist, hat mit dem so Eindeutigen und Abbildhaften bei Waldorp und Ruysdael nichts mehr zu tun. Bei Jan des Beus stehen die entfesselten Urkräfte der Natur in einer raumgreifenden temporeichen und atmosphärischen Situation im Vordergrund. Ungestüm, dramatisch, temperamentvoll und überbordend muten diese Landschaftsimpressionen an. Sie nehmen den Betrachter mit in das große orgiastische Kräftespiel der Natur.

De Beus lässt sich von Musik (Wagner, Brahms) ebenso anregen  wie von Literatur (Novalis, Joyce, Proust). „Ich suche Anregungen, die mich so faszinieren, dass ich davon eine Gänsehaut bekomme. Und etwas von dieser Inspiration geht dann in meine Bilder ein“.

Bei den Figurenbildern des Künstlers steht die Aktmalerei im Vordergrund. Hauptsächlich Frauen haben Jan de Beus Modell gestanden. „Doch als Individuen erscheinen die Modelle keineswegs. Der Maler löst die Akte im Schwung der Pinselbewegung auf zu einer Komposition, die Figuratives und Nichtfiguratives nahezu ununterscheidbar in Malerei verwebt“ (Wendelin Zimmer).

Auch hier der Prozess der Reduktion: Im Fluss der Farben und in pastosen Überschichtungsprozessen entrückt die menschliche Figur schließlich dem Auge des Betrachters. Wie die Figur aus dem Nichts in den Raum tritt, so tritt sie im Malprozess zurück. Sie verschmilzt mit den Farbräumen. Am Ende bleibt von ihr nur eine vage Umrisslinie, eine Erinnerungsspur. Als eine solche Chiffre wird der menschliche Körper – sedimentiert in der Farbmasse – zum zeitenthobenen Zeichen. Das mag beim Betrachter eine innere Bewegung auslösen – Melancholie beispielsweise. Denn dieses letzte Zeichen geronnener Erinnerung ist die bleibende Chiffre einer Erfahrung, eines Moments oder auch einer einstigen Nähe und einer einstiegen Intimität. Mehr noch – diese Chiffre zeugt von Distanz und Loslösung und offenbart den Verlust von Bindungen in der Zeit.

© Köppe Contemporary, André Lindhorst, 2015                                     

Biografie

Vita

1958
Geboren in Muiderberg (NL)

1977
Studium an der Rijksacademie van Beeldende Kunsten, Amsterdam

2007
Artist-in-Residence, Vrije Academie, Werkplaats voor Beeldende Kunsten, Den Haag

Lebt und arbeitet in Muiderberg (NL)

Ausstellungen

Einzelausstellungen (Auswahl)

2015
Museum Hilversum, Hilversum

2013
Galerie Wegert & Sadocco, Winkel

2012
Kerk aan Zee, Muiderberg

2011
Galerie J. van den Elshout, Den Haag

2010
Galerie Nihil Nisi, Berlin

2009
Kunsthandel Frans Jacobs, Amsterdam

2008 – 2009
Aicart & Aijtink, Hilversum

2008
Galerie im Turm, Berlin

2007
Kunsthandel und Galerie De Vries, Leeuwarden

2005
Galerie Parade, Amsterdam

2004
Kunstzentrum Hengelo
Benoot Gallery, Ostende

2003
Hallescher Kunstverein, Halle

2002
SBK Kunsthal de Remise, Amsterdam

2001
Huis vor Beeldende Kunst, Utrecht

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