Gerhard Kehl – Nefertiti 2.0
Mit Gerhard Kehl, 1964 in Wissen / Westerwald geborenen, stellt die Galerie Villa Köppe einen zeitgenössischen international bekannten Objektkünstler und Maler vor. Während seines Studiums in Berlin und San Francisco beschäftigte sich Kehl neben Kommunikationswissenschaft und Amerikanistik auch mit der Geschichte trivialer Medien, zum Beispiel Comics, und arbeitete in der Projektentwicklung eines Zeichentrickstudios. Hierdurch inspiriert, startete Gerhard Kehl seine Kunstkarriere 1992 über Ausstellungen von stark farbigen, dem Comic und der Pop-Art nahestehenden Figurationen bzw. Gemälden in Hochglanzlack.
Die mit feiner Ironie und philosophischer Reflexion auf gesellschaftliche Normen und Zwänge aufgeladenen Werke des Künstlers begründete Anfang der 1990er Jahre Gerhard Kehls Ruf als „Shootingstar der Berliner Kunstszene“.
Seit 2001 arbeitet Gerhard Kehl als Objekt- und Skulpturenkünstler. Holzkunsthandwerk aus dem Erzgebirge inspirierten den Künstler mit einheimischen Schnitzern und Drechslern zusammenzuarbeiten. Er ließ Werke nach eigenen Entwürfen anfertigen, die er dann selbst lackierte oder bemalte.
Gerhard Kehls Bezug zur Pop-Art und seine neue Sicht auf das Thema Skulptur wurde durch zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland gewürdigt. Bereits 2005 / 2006 nahm der Künstler in der Kunsthalle Emden, dem Städtischen Museum Heilbronn und dem Liner Museum in Appenzell mit Werken von Künstlern wie Auguste Rodin, Pablo Picasso, Markus Lüpertz und Jonathan Meese an der Ausstellung „Die obere Hälfte“ teil, in der die künstlerische Entwicklung der Büste thematisiert wurden.
In seiner aktuellen Ausstellung in der Villa Köppe führt Gerhard Kehl die Bandbreite seiner Kunst mit einer repräsentativen Auswahl von Arbeiten eindrucksvoll vor. Grundmotive, wie Menschen- und Tiergestalten oder das Ei, ziehen sich seit langem durch seine Arbeit – aufgesägte Vogeleier beispielsweise, die erlauben, in das eigentlich verborgene Innere zu blicken. „Mit dem Ei als Motiv kann ich ein wichtiges Thema auf den Punkt bringen: Die Frage nach unserer genetischen Vorbestimmtheit einerseits sowie den Zwängen und Werten unserer Gesellschaft andererseits.“ In Themen wie diesen spielt das Gefühl von eingeengt sein ebenso hinein, wie das Bedürfnis nach Geborgenheit.
Mit Tierfiguren, die menschliche Eigenheiten glossieren, oder menschlichen Figurationen, die in hochglänzendem Outfit und in Blümchenkleidern kokettieren, nimmt Gerhard Kehl Aufgeblasenheit, Eitelkeit und Narzissmus augenzwinkernd aufs Korn. Introvertiert und würdevoll dagegen die Interpretation seiner Nofretete, einer lebensgroßen Frauenbüste, die speziell für das Ausstellungsprojekt in der Villa Köppe entstand.
Jüngst hat sich Gerhard Kehl von Kugelschreiberskizzen des Mannheimer Art-Brut-Künstlers Ernst Kolb inspirieren lassen. In der Villa Köppe werden Skulpturen gezeigt, die sich als eine Hommage auf Kolbs Werk verstehen und die deutlich machen, wie sehr sich das Schaffen Gerhard Kehls gerade auch auf ästhetische Formensprachen richtet, die sich außerhalb des konditionierten Systems der Bildenden Kunst entwickeln.
© Köppe Contemporary, André Lindhorst, 2015
1964
geboren in Wissen an der Sieg
Studium der Kommunikationswissenschaften an der Freien Universität
Lebt und arbeitet in Berlin.
Einzelausstellungen Auswahl ab 2000
2000
„Freedom of Choice“, mit Holger Bär, Galerie Deschler, Berlin
2001
„Volkskunst“, Kunsthalle Dominikanerkirche, Osnabrück
2002
„Volkskunst“, Galerie Deschler Berlin
2005
„Come on over“ im Forum für Kunst, Heidelberg
2006
„I believe I can fly“, Galerie Deschler, Berlin
2008
„Erblich vorbelastet – It runs in the family“, Galerie Deschler, Berlin
2012
„IM ERNST – Das Ernst-Kolb-Projekt“ Haus am Lützowplatz, Berlin
2015
„Nefertiti 2.0“, Köppe Contemporary, Berlin
Gruppenausstellungen – (Auswahl ab 2000)
2001
Kunstverein Hamburg Harburg, Kunstverein Bad Salzdetfurth, Schloss Bodenburg
2003
„Rechte Hand, linke Hand“, 798 Art Space, Peking, China
2004
„All about Berlin I+II“, White Box, München
2005
„Il fait beau“, Les amis du musée Fabre, Montpellier, Frankreich
„Die Büste von Rodin bis Funakoshi“, Kunsthalle Emden
„Die Büste im 20. Jahrhundert“, Skulpturenmuseum Heilbronn
2006
„Die obere Hälfte – Die Büste von Rodin bis Jeff Koons“, Museum Liner, Appenzell, Schweiz
2008
„Einblicke“, Galerie Supper, Karlsruhe
2009
„Aus dem Stamm – Holzskulptur heute“, Kunstverein Wilhelmshöhe und Städtisches Kunstmuseum Singen
2010
„Animal Magnetism“, Galerie Deschler, Berlin
2010
„Walking the Dog“, Kunsthalle Osnabrück
2013
„angekommen“, Galerie Supper, Baden-Baden
2014
„Alle Tiere sind gleich“, Städtische Galerie Pforzheim
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