Kevin A. Rausch, 1980 in Wolfsberg, Kärnten, geboren und heute in Wien lebend ist ein exponierter Vertreter der jungen Österreichischen Künstlergeneration. Kevin A. Rausch setzt sich in seinen Arbeiten mit aktuellen politischen Themen, Verwerfungen und gesellschaftlichen Stimmungslagen auseinander. Seine Motivwelten, die dem Landschaftsgenre nahestehen, changieren zwischen Apokalypse und Utopie, Wirklichkeit, Fiktion und Vision.
Seine Malerei und seine Papierarbeiten, die er zumeist in Mischtechnik realisiert, integrieren klassische Gestaltungstechniken der Bildenden Kunst, nehmen aber auch Formen aus dem Vokabular der Trivialkultur auf. Die des Comics beispielsweise oder auch die radikalen Bildsprachen von Kevin A. Rausch des Undergrounds und der Straße, wie z.B. Graffiti oder Wandkritzeleien. In den figürlichen Darstellungen wird oft das Unterwegssein thematisiert. Vor dem Hintergrund archaisch, unwirtlich oder apokalyptisch anmutender Landschaften arrangiert Kevin A. Rausch einzelne (meist junge) Menschen, Paare oder Figurengruppen. Oft wirken die Figurationen seltsam fremd, ungeschützt oder isoliert und auf sich selbst verwiesen. Geborgenheit oder Sicherheit suggeriert das schroffe und unbehaust erscheinende Terrain und unwirtliche Gelände, in das Kevin A. Rausch seine Figuren oft stellt, selten.
Ein Beispiel für derartige Sujets des Künstlers ist das 2013 entstandenen Triptychon „Silence Is Closer“. Mit diesem Bild öffnet Kevin Rausch dem Betrachter einen dramatischen Raum. Ein einzelner Mensch, scheinbar eine junge Frau, ist in Rückenansicht zu sehen. Sie steht auf einem Berghang. Der Blick erfasst eine zwar faszinierende, aber doch auch chaotische Welt ohne Ordnung und Wegmarken. Angedeutet ist hier das Thema der Lebens-reise. Der Mensch ist auf sich alleine angewiesen. Er tritt in eine gefahrvolle Welt ein, in der er sich zurechtfinden muss. Sie verheißt ihm Glück, doch kann sie ihn auch scheitern lassen oder in die Katastrophe führen.
Kevin A. Rausch erzählt nicht. Er deutet an. Und er wirft knappe atmosphärische Schlaglichter auf Situationen. Seine zwischen Skepsis und Optimismus angesiedelten Bilder sind Ausdruck eines Welt- und Bewusstseinszustandes. Kevin A. Rauschs Figuren sind sich selbst ein Rätsel. Sie sind auf der Reise und der Suche nach sich selbst. Insbesondere die in Twilight-Situationen gestellten Motive oder auch die Nachtszenen des Künstlers wirken wie gemalte Psychogramme eines Missverhältnisses in der Beziehung von Mensch und Lebensmilieu. Ein Beispiel ist das 2012 entstandene Bild „Phönix In The Sky“. Es zeigt einen Menschen, der eine nächtliche Straße entlang geht, einem unbekannten Ort entgegen. Die Straße scheint gefahrvoll und die Gegend ist unheimlich. Der, der da mutig diese nächtlich unheimliche Gegend durchwandert, trägt einen Kapuzenpulli. Er scheint also jung zu sein. In der Hand trägt er einen Blumenstrauß. Die Straße scheint endlos. Ob er das Ziel jemals erreicht, bleibt offen. Nachtvögel begleiten den einsamen Wanderer. Wie in einem Alptraum stürzen sie auf ihn herab um ihn aggressiv zu attackieren. So wie hier – als bildbestimmende Chiffre und als Symbol – findet sich das Symbol der unsicheren Straße oder des gefahrvollen Weges oft in Gemälden und Papierarbeiten von Kevin A. Rausch. Die über dieses Motiv vermittelte Realität ist zwar oft radikal, beängstigend und bedrohlich, aber niemals ausweg-los oder ohne Hoffnung.
In den Bildern von Kevin A. Rausch ist die Landschaft oft Metapher für Heimat. Das Bild „Painter In A Starry Night“ von 2013 nimmt deshalb einen besonderen Stellenwert im Oeuvre des Künstlers ein, weil das Thema „Heimat“ hier paradox umschlägt und zum Topos „Wildnis“ avanciert. Eine Gebirgslandschaft ist dargestellt. Die Elemente sind entfesselt. Kosmos und Welt scheinen in Aufruhr. Perspektiven sind verunklärt. Wolken ballen sich am Himmel. Blitze zucken durch die Nacht, eine apokalyptische Chaosszenerie tut sich auf. Der wilde Pinselduktus und die abrupten Rakelspuren, unterstreichen den aggressiv-bewegten Charakter der Komposition.
Mit raffinierten Anspielungen an die alten Meister der Kunst interpretiert Kevin A. Rausch das Thema der „Wildnis“ völlig neu. Das Thema der Wildnis steht bei Kevin A. Rausch als Synonym und Inbegriff für die Unbeständigkeit heutiger Existenz. Wie vor ihm Hieronymus Bosch, Goya, El Greco, Max Ernst, Ludwig Meidner oder Oskar Kokoschka bis hin zu heutigen Künstlern, beispielsweise Neo Rauch, haben sich Kunstschaffende zumeist in von Krisen und gesellschaftlichen Verwerfungen geschüttelten Epochen auf das Thema der Wildnis bezogen. Auch ihnen galt die Wildnis als eine Metapher für die Unsicherheit und Gefährdung des Menschen in Konflikt- und Krisenzeiten.
Die friedliche Idylle und die arkadisch-glückversprechende Natur zitiert Kevin A. Rausch in seinem Oeuvre ebenfalls. Und zwar oft in Bildern mit hellen, offenen und weiten Landschaften mit traumverlorenen Situationen, wie beispielsweise „Easy Love“ von 2012. In ihnen ist die Landschaft unberührt. Hier wird sie zur Traumlandschaft und zum Zufluchtsort von Frieden, Glück und Liebe. Doch der Topos der Idylle oder der Natur wird immer wieder radikal vom Künstler verworfen, um sich sogleich wieder davon zu distanzieren und das arkadische Landschaftsbild als Fiktion und Klischee zu demaskieren.
Mit dem klassischen Landschaftsbild haben die Werke von Kevin A. Rausch nichts zu tun. Vom ursprünglichen Naturzustand der Welt oder der Vorstellung einer Welt, die göttlich geordnet war, wie noch von den Malern der Romantik propagandiert, ist bei ihm keine Spur. In den Bildern von Rausch ist die Welt ohne Überbau. Sie ist ein brisanter, undurchschau-barer Ort, eine Wildnis, in der sich der Einzelne durchschlagen und seinen Pfad suchen muss. Erschütterungen und tiefe Beunruhigungen dominieren die gesellschaftlichen Verhältnisse. Die Kunst von Kevin A. Rausch ist hochaktuell. Eine Grundstimmung ist in seine Bilder eingeflossen. Das Gefühl, den Verhältnissen ausgeliefert zu sein, ist in diese Bilder eingegangen.
André Lindhorst, Berlin 2015
Assistenz, Co-Kurator by KÖPPE CONTEMPORARY
1980
Geboren in Wolfsberg, Kärnten
2002-2006
Studium/Diplom an der Wiener Kunstschule
2005
Artist in Residence, The Townhouse Gallery, Kairo
2007
Artist in Residence, Kunstraum – St. Virgil, Salzburg
Lebt und arbeitet in Wien
2019
„the great in – between“, Galerie 422 Margund Lössl, Gmunden
„nichts kommt von nachts“, Köppe Contemporary, Berlin
2018
„silence is closer“, Galerie Schmidt, Reith i. A. , Tirol
2017
„after the years of trying“, Galerie Hoorn & Reniers, Den Haag
„today , tomorrow, yesterday“, Köppe Contemporary, Berlin
„every dream a trap“, Galerie 3, Klagenfurt
2016
„no mans land“ Galerie Köppe Contemporary , Berlin
„Out of Tune“, Galerie Goldener Engl, Tirol
„never relaxed“ Galerie Gerersdorfer, Wien
2015
„we have been here before“, Galerie Goldener Engl, Hall in Tirol, Katalog
2014
„sometimes between“, Galerie Schmidt, Reith i. A., Tirol
2013
„I will not stay in paradise“, Galerie Gerersdorfer, Vienna – Katalog
„we dont fall in love anymore“, 5 Pieces Gallery, Bern, Switzerland
2012
„thanks for the memory“, Galerie 3, Klagenfurt, Kärnten
„black magic nectar“, Kunstraum St.Virgil, Salzburg
2011
„where ever you go, Im already there“, Galerie Gerersdorfer, Wien
2010
„Berg Talfahrt Kind“, Galerie Vorspann, Bad Eisenkappel, Kärnten
2008
„Penthouse Asylanten“, Galerie Schloss Puchheim, Oberösterreich
2020
„Coppla Coronale“, Galerie Vorspann, Bad Eisenkappel
2017
Art The Hague Artfair , Galerie Hoorn & Reniers, the Hague
Amsterdam Artfair, Galerie Hoorn & Reniers, Amsterdam
2016
„die Schwärze der Nacht“, Köppe Contemporary, Berlin
„stop over“, Galerie am Polylog, Wörgl
2015
„Arbeiten auf Papier“, Köppe Contemporary, Berlin
„Vienna Contemporary“, Galerie Schmidt, Marx Hallen Wien
2014
“Vienna Fair“, Galerie Schmidt, Vienna
“Berlin meets Vienna“, Galerie Köppe, Berlin
“Positions Berlin“ Galerie Köppe, Berlin
“Art Austria“, Leopold Museum, Galerie Gerersdorfer, Galerie 3, Wien
2013
“Diyalog“, Art from Vienna, OMV Special Project, Contemporary Istanbul, Türkei
“Schwerpunkt Malerei“, Galerie im Traklhaus Salzburg,
Palais Liechtenstein, Feldkirch
“20+20“, Galerie Freihausgasse, Villach, Kärnten
“Trans.form 4“, Künstlerhaus Klagenfurt, Kärnten
“Walther Koschatzky Kunstpreis“, MQ Hofstallungen, Wien
2012
“Winterreigen“, Galerie Schmidt, Tirol
„6539“, 8mm Screening Tonkino Saalbau, Wiener Festwochen, Into the City, Wien
„Art Austria“, Museum Leopold, Galerie Gerersdorfer, Wien
2011
„spells“ mit Britta Keber, Galerie Schloss Puchheim, Attnang-Puchheim, OÖ
„Walter Koschatzky Kunstpreis“, MQ-Hofstallungen,(Ankauf), Wien
„Art Austria“,Kunstmesse-Leopold Museum, Galerie Gerersdorfer, Wien
2010
„The next generation“, Galerie im Traklhaus, Salzburg
„Art Austria“,Galerie Gerersdorfer, Wien
„Wörtersee“, Galerie 3. Klagenfurt
„Vienna Fair“, Galerie 3, Wien
„Eine Berührung der Wirklichkeit“, Hangar 7, Salzburg
2009
„Walter Koschatzky Kunstpreis“, Museumsquartier, Wien
„BA-CA Kunstpreis“, Galerie 3, Klagenfurt
2008
„Kunstmesse“, Oberösterreichische Landesgalerie, Linz
„Herbst/Winter Kollektion“, Galerie Ariadne, Wien
„17+4“, Galerie Berndt Kulterer, Wolfsberg
MMKK Museum Moderner Kunst Kärnten, Österreichische Nationalbank
Red Bull Hangart 7
STRABAG Kunstforum
MMKK-Museum Moderner Kunst Kärnten
PARNASS Kunstmagazin Österreich, Text: Elisabeth Krimbacher
Hangart 7, Edition 15, Katalog, Text:Lioba Redekker
Erhalten Sie regelmäßig Ausstellungsankündigen, Einladungen zu Kunstevents und Neuigkeiten aus der Galerie per E-Mail.
Ihre Daten werden vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Mehr Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.